Die Verrinen („In Verrem“) sind eine Sammlung von Reden, die Cicero im Jahr 70 v. Chr. gegen den ehemaligen Statthalter (Proprätor) von Sizilien, Gaius Verres, gehalten hatte. Verres war wegen zahlreicher Fälle von Amtsmissbrauch, Korruption und Erpressung angeklagt worden. Cicero übernahm die Anklage im Auftrag der Sizilianer und nutzte den Prozess zugleich, um sein rhetorisches Talent in Rom auf großer Bühne zu zeigen.
Das Werk besteht aus zwei Teilen: der actio prima und der actio secunda. In der ersten Rede stellte Cicero die erdrückenden Beweise so klar und überzeugend dar, dass Verres’ Verteidiger Quintus Hortensius Hortalus auf eine Fortsetzung des Prozesses verzichtete. Verres ging daraufhin freiwillig ins Exil, sodass die geplanten ausführlichen Reden der actio secunda nie im Gericht vorgetragen wurden – sie sind jedoch in schriftlicher Form erhalten. Cicero veröffentlichte diese dann sozusagen als Zusatz, um zu zeigen, dass er noch viel mehr Beweise gehabt hatte, um Verres verurteilen zu lassen.
Die Reden gegen Verres sind nicht nur ein Meisterwerk römischer Gerichtsredekunst, sondern auch ein aufschlussreiches Dokument über Korruption, Machtmissbrauch und die Leiden der Provinzen unter römischer Herrschaft. Cicero nutzte die Gelegenheit, um sich selbst als integeren Anwalt des Volkes und Verteidiger der republikanischen Werte zu präsentieren – ein wichtiger Schritt auf seinem politischen Karriereweg.
Man darf jedoch nicht vergessen, dass diese Praxis von der Ausbeutung einer Provinz relativ normal in Rom war. Es kostete viel Geld prominente politische Ämter zu erreichen, weshalb viele Politiker versuchten, ihr Geld durch eine Statthalterschaft wieder zurückzubekommen. Der Verres zeichnete sich allein durch die schiere Anzahl an Verfehlungen aus, die Verres sich geleistet hatte. Vor allem römische Staatsbürger zu drangsalieren und hinzurichten oder Tempelheiligtümer und -statuen zu entwenden, konnte nicht entschuldigt oder vertuscht werden, nicht einmal von seinen vielen einflussreichen Freunden im Senat. Verres ging dann, wie oben bschrieben, freiwillig ins Exil und lebte dann noch viele Jahre ein sehr angenehmes Leben in Marseille.
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